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Transkript (Auszug, 16:16 - 19:19) aus SRF «Trend» vom 27.8.2021
Florian Scheuer: Ja es ist nun mal eines der grossen wirtschaftlichen Themen der letzten Jahrzehnte. In vielen Ländern hat die Einkommens- und Vermögensungleichheit deutlich zugenommen. Ein führendes Beispiel sind die USA. Verteilungsfragen waren so ein bisschen aus der Mode gekommen in der Ökonomie. Und mit der zunehmenden Ungleichheit ist natürlich dann die Gerechtigkeitsdebatte und die Verteilungsdebatte wieder stärker in den Vordergrund gerückt. Und man sieht es auch, dass es einfach gesellschaftlich wieder mehr Menschen interessiert. Ich sehe das auch an meinen eigenen Studenten. Gerade in der jüngeren Generation ist es ein ganz grosses Thema.
SRF: In den USA und in der Schweiz sind rund 40% des Vermögens mehr oder weniger in der Hand der Reichen, der Superreichen, der Top 1%. Ist das aus ihrer Sicht ein Problem?
Florian Scheuer: Das ist eine gesellschaftliche und letztlich auch politische Frage, wie viel Ungleichheit wir haben möchten. Da gibt es unterschiedliche Ansichten im politischen Spektrum. Und das lässt sich mit objektiven wissenschaftlichen Fragen nicht beantworten. Was wir als Ökonomen machen können ist natürlich dann hinzugehen und zu sagen, wenn der politische Wille da ist, diese Ungleichheit zu reduzieren, aus politischen Gründen oder auch Gerechtigkeitsgründen, usw., was wären die richtigen Mittel und Instrumente dafür das dann auch zu erreichen.
SRF: Was ist ihre Privatmeinung, wenn ich fragen darf?
Florian Scheuer: Naja, man muss sich die unterschiedlichen Länder auch differenziert angucken. Die Vermögensungleichheit in den USA und der Schweiz ist relativ ähnlich. Wenn man aber die Einkommensungleichheit z.B. in der Schweiz anguckt dann ist sie deutlich weniger ausgeprägt als in den USA. Die Schweiz erfreut sich einer relativ ausgeglichenen, stabilen Einkommensverteilung. Die Konzentration bei den obersten 1% ist nicht so stark angestiegen wie in den USA. Und damit ist natürlich dann auch die Frage nach der Umverteilung so ein bisschen weniger akut als in vielen anderen Ländern. Wenn man hier in der Schweiz sich jetzt das Steuersystem anschaut.
Als Uniprofessor will Florian Scheuer keine Abstimmungsempfehlung abgeben. Das sei nicht seine Aufgabe, sagt er. Klar wird aber im Gespräch mit ihm das Thema Reichtumssteuer ist in der Ökonomie international ein grosses Thema. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund wachsender Ungleichheit in vielen Ländern. Und obwohl die Zeiten des herkömmlichen Klassenkampfs vorbei sind.
Interview: Jan Baumann/SRF
Transkript (Auszug, 16:16 - 19:19) aus SRF «Trend» vom 27.8.2021
Florian Scheuer: Ja es ist nun mal eines der grossen wirtschaftlichen Themen der letzten Jahrzehnte. In vielen Ländern hat die Einkommens- und Vermögensungleichheit deutlich zugenommen. Ein führendes Beispiel sind die USA. Verteilungsfragen waren so ein bisschen aus der Mode gekommen in der Ökonomie. Und mit der zunehmenden Ungleichheit ist natürlich dann die Gerechtigkeitsdebatte und die Verteilungsdebatte wieder stärker in den Vordergrund gerückt. Und man sieht es auch, dass es einfach gesellschaftlich wieder mehr Menschen interessiert. Ich sehe das auch an meinen eigenen Studenten. Gerade in der jüngeren Generation ist es ein ganz grosses Thema.
Florian Scheuer received his PhD from MIT in 2010. He is interested in the policy implications of rising inequality, with a focus on tax policy. In particular, he has worked on incorporating important features of real-world labor markets into the design of optimal income and wealth taxes. These include economies with rent-seeking, superstar effects or an important entrepreneurial sector, frictional financial markets, as well as political constraints on tax policy and the resulting inequality. His work has been published in the American Economic Review, the Journal of Political Economy, the Quarterly Journal of Economics and the Review of Economic Studies, among other journals. In 2017, he received an ERC starting grant for his research on “Inequality - Public Policy and Political Economy.” Before joining Zurich, he was on the faculty at Stanford, held visiting positions at Harvard and UC Berkeley and was a National Fellow at the Hoover Institution. He is Co-Editor of Theoretical Economics and Member of the Board of Editors of the Review of Economic Studies. He is also a Co-Director of the working group on Macro Public Finance at the NBER. He has commented on tax policy in various US and Swiss media outlets.
Florian Scheuer received his PhD from MIT in 2010. He is interested in the policy implications of rising inequality, with a focus on tax policy. In particular, he has worked on incorporating important features of real-world labor markets into the design of optimal income and wealth taxes. These include economies with rent-seeking, superstar effects or an important entrepreneurial sector, frictional financial markets, as well as political constraints on tax policy and the resulting inequality. His work has been published in the American Economic Review, the Journal of Political Economy, the Quarterly Journal of Economics and the Review of Economic Studies, among other journals. In 2017, he received an ERC starting grant for his research on “Inequality - Public Policy and Political Economy.” Before joining Zurich, he was on the faculty at Stanford, held visiting positions at Harvard and UC Berkeley and was a National Fellow at the Hoover Institution. He is Co-Editor of Theoretical Economics and Member of the Board of Editors of the Review of Economic Studies. He is also a Co-Director of the working group on Macro Public Finance at the NBER. He has commented on tax policy in various US and Swiss media outlets.